Humusaufbau Teil 2
Die 6 Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft
Bodengesundheit Teil 3 / Humusaufbau Teil 2
(Humusaufbau 1.-3. habe ich beim letzten Mal in der Ausgabe Grünes Land Nr.79 behandelt.)
(Bodengesundheit Teil 1. Zu jeder (möglichen) Zeit wachsende, grüne Pflanzen
Bodengesundheit Teil2. Den Boden nie „nackt“ lassen, sondern bedecken
Bodengesundheit Teil3. Die Photosynthese der Pflanzen optimieren
wurden in den vorhergehenden Ausgaben veröffentlicht)
4. Biodiversität
Dabei denkt man üblicherweise an extensive Landwirtschaft. Hier geht’s genau ums Gegenteil: Fülle durch Vielfalt, maximale biologische Aktivität, hohe Erträge durch Biodiversität.
Das „Jena Experiment“ der Friedrich-Schiller-Universität läuft seit 2002 und zeigt genau das: Je mehr verschiedene Pflanzenfamilien nebeneinander wachsen, umso höher die Gesamterträge. Umso höher die Humusbildung, umso besser die Wasserspeicherfähigkeit. Ja sogar, umso besser die Erholung nach einer Überflutung: Das Versuchsgelände wurde einmal überschwemmt und stand viele Tage unter Wasser, man dachte, das sei das Ende des Langzeitprojektes. Die Parzellen mit großer Vielfalt erholten sich allerdings rasch wieder.
Das Mikrobiom jeder Pflanze sendet und empfängt dauernd Signale. In einer Monokultur erkennt es, dass das Nachbar-Mikrobiom dasselbe ist, also die gleichen Bedürfnisse hat, und schaltet auf Konkurrenz-Modus.
Merkt es aber, dass das Nachbar-Mikrobiom ganz anders aufgebaut ist, sieht es dieses nicht mehr als Gegner und schaltet in den Zusammenarbeitsmodus.
Die landwirtschaftliche Praxis dazu muss sich erst entwickeln. In einem Fall wird man Mischkulturen als Futtermittel verwenden, und braucht sie nach er Ernte nicht zu trennen, weil die Tiere gleich die Mischung fressen. Im nächsten Fall wird man gemeinsam geerntete Kulturen nachträglich aufgrund von Korngröße oder Gewicht trennen können. Im dritten Fall wird man gemeinsam mit der Hauptfrucht eine Untersaatmischung anbauen, die nach der Ernte den Boden bedeckt und das Bodenleben ernährt.
5. Integration von Tieren
Pflanzen und Tiere haben sich in der Evolution gemeinsam entwickelt. Die weltweit besten Böden (z.B. Ukraine) sind auf Steppen entstanden, die von großen weidenden Herden durchstreift wurden. In trockenen Gebieten der Erde gibt es zwar Beispiele, wo sich die Wüste durch Überweidung ausgebreitet hat. (Überweidung entsteht übrigens nicht durch zu viele Tiere pro Fläche, sondern dadurch, dass die Tiere zu lange auf einer Fläche sind.)
Es gibt aber noch mehr Fälle, wo sich die Wüste ausbreitet, weil die Pflanzen durch UNTERnutzung absterben. In unseren Breiten wird es dann eher zur Verwaldung kommen.
Der natürliche Lebensraum all unserer Nutztiere ist die freie Natur. Und sie sind nomadisch – bleiben also nicht immer am gleichen Fleck, was den Böden und Pflanzen immer wieder die notwendige Erholungszeit gibt.
Manche Nutztiere waren früher bei uns nicht heimisch oder sind durch die Züchtung empfindlicher geworden, brauchen also etwas Schutz. Die meisten Nutztiere werden jedoch überbehütet, bzw. sie werden aus ökonomischen Gründen im Stall gehalten.
Mit der Stallhaltung fangen die Probleme an. Kosten, Nährstoffkonzentration, Krankheitsübertragung. Ammoniak, Schwefelwasserstoff etc. entstehen – Gase, schädlich für Mensch, Tier und Boden.
Im Freien und nomadisch gehaltene Tiere sind jedoch ein richtiger Booster für die biologische Aktivität und den Humusaufbau.
Wer keine Tiere halten und trotzdem einen gesunden Boden haben will, muss zumindest Regenwürmer zu seinen Nutztieren machen.
6. So wenig Bodenbearbeitung und Agrochemie wie möglich
Pflügen durchschneidet Pilzfäden (Hyphen), verschüttet Regenwurmgänge, bringt Bodenleben, das sich in den oberen Schichten wohl fühlt in untere Schichten und umgekehrt und hinterlässt einen kahlen, ungeschützten Boden. Möglicherweise bringt man verfaulende Materialien in tiefere Schichten und sorgt dafür, dass Fäulnisprozesse dort dominieren.
Aber irgendwie muss man dem Unkraut Herr werden. Muss man eine Umgebung schaffen, in der die nächsten Kulturen keimen und wachsen können. Es gibt schon so viele Bodenbearbeitungsgeräte. Neue kommen dazu. Jede Situation ist anders. Auch der Pflug wird noch seine Einsatzgebiete haben. Man sollte sich nur klar darüber sein, was man macht, und wie man die Auswirkungen der Bearbeitung begrenzt. Indem man z.B. dafür sorgt, dass gleich nach der Bodenbearbeitung wieder grüne Pflanzen wachsen.
humusbewegung.at hat in all dem schon viel Erfahrung. Die Leute dort können auch in einem anderen wichtigen Punkt helfen, zu dem ich noch viel zu wenig weiß, um darüber etwas zu schreiben: die Nährstoffbalance im Boden. Langfristig ist es die Biologie, die einen Boden gesund hält und die Pflanze ernährt. Am Anfang ist es daher oft notwendig, eine (Albrecht) Bodenanalyse zu machen und die Nährstoffverhältnisse im Boden auszugleichen.