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19.02.2023 News

Hu­mus­auf­bau Teil 1

Langes Gras

Die 6 Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft

Bodengesundheit Teil 2 – Humusaufbau 1

1. Zu jeder (möglichen) Zeit wachsende grüne Pflanzen

Knusper knusper knäuschen… mit den „Exudaten“ (Wurzelausscheidungen) lockt und züchtet sich die Pflanze ihr Mikrobiom. Exudate bestehen hauptsächlich aus Zucker, auch etwas Eiweiß. Im vegetativen Stadium geben gesunde Pflanzen 30, 40 sogar 50%(!) der Energie, die sie mit der Photosynthese gewinnen, über die Wurzeln ab, um das Bodenleben zu füttern – besonders Bodenpilze. Das ist der mit Abstand wirkungsvollste und schnellste Weg zum Humusaufbau. Im Gegenzug organisiert ihr dieses Bodenleben Nährstoffe und Wasser.

Die Pflanze kommuniziert ständig mit ihren Mikroorganismen und „bestellt“ z.B. Mineralien. In der Mikrobiom-Forschung konnte beobachtet werden, wie vom Signal der Pflanze, dass sie ein bestimmtes Mineral braucht, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie es vom Bodenleben bekommt, weniger als eine Minute vergeht!

Im reproduktiven Stadium (Blüte, Samenreife) behält die Pflanze mehr Energie für sich selbst, die Exudate werden weniger. Bei den abgestorbenen Ackerkulturen die nur mehr zum Trocknen rumstehen, entstehen lange Pausen, in denen das Bodenleben nicht gefüttert wird – keine Humusbildung, außer es wächst z.B. eine Untersaat.

2. Den Boden nie „nackt“ lassen, sondern bedecken

.. entweder mit wachsenden Pflanzen oder Mulch. Oder beides. Das Ziel ist, dass das Bodenleben vor extremen Temperaturen, Austrocknung und Erosion geschützt und Oberflächenwasser verlangsamt wird.

Ab 40 Grad -Bodentemperatur beginnen die Mikroorganismen abzusterben. Direkte Sonneneinstrahlung auf nackten Boden kann leicht zu Temperaturen von 60 Grad führen! Je länger, umso tiefer reicht die Todeszone. Die 40 Grad können auch im Herbst und Frühling überschritten werden. Im Grünland kann kurz geschnittenes oder geweidetes Gras oft keinen ausreichenden Schutz mehr bieten.

3. Die Photosynthesen der Pflanzen optimieren

Temperatur, Licht und Feuchtigkeit spielen dabei eine Rolle, lassen sich aber nur mit teuren Methoden (Glashaus, Beleuchtung, Bewässerung) beeinflussen. Andere wichtige Faktoren:

+ Blattmasse – kurzes Gras kann kaum assimilieren, verbraucht erst mal Energie aus den Wurzeln um zu wachsen und füttert das Bodenleben in der Zeit nicht.

+ Reifestadium – Wie gesagt: Samenreife reduziert Exudate. Das heißt z.B. für mich beim Mob Grazing (Weiden im langen Gras mit kurzer Weide- und langer Rastzeit), dass ich auch manchmal einen Pflegeschnitt (12cm oder höher!) mache, wenn ein großer Teil des Grasbestandes nicht mehr im vegetativen Stadium ist.

+ Nährstoffe: Achtung – da wird’s jetzt besonders interessant. Massenährstoffe wie Stickstoff und Phosphor in leicht aufnehmbarer Form (z.B. Nitrat) im Boden kann man mit Zwangsernährung vergleichen. Das oberirdische Wachstum wird zwar gesteigert, die Photosyntheseleistung der Pflanzen sinkt jedoch! Sie werden sozusagen faul, müssen nicht mehr das Bodenleben füttern, um an Nährstoffe zu kommen. Der Anteil an Exudaten aus der Energie, die die Pflanzen produzieren, sinkt drastisch!

Da aber Mikronährstoffe hauptsächlich aus der Symbiose mit dem Bodenleben aufgenommen werden, lagert die Pflanze weniger davon ein. Sie wird anfälliger für Krankheiten, die Lebens- und Futtermittel aus der Pflanze haben wenig Spurenelemente. Masse statt Klasse. Der oft zitierte Selenmangel, der bei Mensch und Tier zu gesundheitlichen Problemen führt, liegt nicht an zu wenig Selen, sondern an zu wenig biologischer Aktivität in den Böden.

Deshalb ist es wichtig, Nährstoffe in Wirtschaftsdüngern organisch zu binden, also Stallmist kompostieren, Gülle behandeln. Dazu schreibe ich einmal eigene Artikel. Ebenso dazu, wie man ganz einfach mit einem Refraktometer die Photosyntheseleistung seiner Pflanzen überprüfen kann.

Reinhard Stückler
Reinhard Stückler

Obmann Stellvertreter GBB Österreich

Obmann GBB Kärnten

Bio-Milchviehbauer

[email protected]
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