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13.05.2024 EU-News

Bau­ern­pro­tes­te und Blend­gra­na­ten

Tom Waitz am Traktor mit Demoschild

Die Bauern sind wütend und das zu Recht!

Seit Jahrzehnten subventioniert die Europäische Agrarpolitik riesige Agrar-Industrien und fördert so die Lebensmittelproduktion zu Dumpingpreisen.

Dadurch sollen Lebensmittelpreise für den globalen Exportmarkt künstlich niedrig gehalten werden, während gleichzeitig immer mehr Freihandelsabkommen abgeschlossen werden, die den Import von Agrarprodukten zu wesentlich niedrigeren Umwelt-, Sozial- und Tierschutzstandards fördern. Jahrzehnte konservativer Agrarpolitik in Europa haben so alleine in den letzten zehn Jahren zu fast fünf Millionen Hofschließungen geführt.

Genau diese konservativen Parteien nutzen jetzt aber den Frust der Landwirt:innen, um Stimmung gegen Umwelt-, Tier- und Naturschutz zu erzeugen und schaden damit erst recht wieder genau jenen Bäuerinnen und Bauern, die ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehen. Denn die Folgen der Klimakrise treffen insbesondere die Landwirtschaft hart: Hagel, Dürren und Überschwemmungen gefährden die Ernte und das sich ändernde Klima verlangt nach immer neuen Anpassungsmaßnahmen.

Wenn wir weiter machen, wie bisher, verlieren wir jährlich weltweit über 28 Milliarden Tonnen an fruchtbarem Boden und zwischen 20 und 50 Tausend Tier- und Pflanzenarten, darunter auch viele Bestäuber.

Bäuer:innen wissen: Ohne intakte Natur gibt es keine Landwirtschaft. Landwirtschaftliche Erzeugung und Umweltschutz müssen Hand in Hand gehen. Wir brauchen gesunde Böden und Insekten als Bestäuber für Pflanzen. Dafür müssen wir dringend weg von klimaschädlicher intensiver Landwirtschaft mit Massentierhaltung, Monokulturen, Pestiziden und Billigproduktion.

Die Zukunft der Landwirtschaft geht uns alle was an. Unsere Bäuer:innen versorgen uns täglich mit hoch-
wertigen Lebensmitteln und leisten dabei auch einen unersetzlichen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz. Es wird höchste Zeit, dass wir sie dabei unterstützen. Wir müssen weg von unfairen Handelspraktiken und Subventionen für die Agrar-Industrie hin zur kleinen, vielfältigen Familienbetrieben zum Wohl der Umwelt, der Tiere, unserer Ernährung und unserer Bäuerinnen und Bauern.

Echte Lösungen für die Landwirtschaft

Die Wut der Bäuerinnen und Bauern ist verständlich, aber die Lösung liegt nicht in weniger Umweltschutz, sondern in einer Umstellung der europäischen Landwirtschaftspolitik. 

Faire Preise

Damit Bäuer:innen wieder von ihrer Produktion leben können, müssen wir weg von Billigproduktion für den Export hin zu qualitativ hochwertigen Lebensmittel aus der Region. Dazu braucht es kurze Lieferketten, Kostenwahrheit und ein Ende des Preisdrucks in der Lebensmittelproduktion, der von den Handelsketten ausgeht. Ein Verbot, unter den Produktionskosten zu kaufen sowie Strafzahlungen für Umweltverschmutzung können Kostenwahrheit erzeugen. Gleichzeitig müssen alternative und regionale Vermarktungsmethoden wie Gemüsekisten, Food coops oder Ab-Hof Verkauf erleichtert und unterstützt werden. Zusätzlich muss sichergestellt werden, dass in der öffentlichen Beschaffung Qualität vor Preis geht. 

Faire Politik

Es ist an der Zeit für eine echte GAP-Reform: Weg von der unbegrenzten Flächenförderung hin zu einer Förderung der ersten 60-100 Hektar und finanzielle Unterstützung für Bäuer:innen, die in umweltfreundliche Anbau- und  Arbeitsweisen investieren. 

Gleichzeitig müssen die gleichen Standards für alle gelten, also auch für Importwaren aus dem EU-Ausland.

Die Lösungen liegen seit Jahren auf dem Tisch. Jetzt ist es an der Zeit umzustellen auf umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft statt Großindustrie und Massentierhaltung.

Tom Waitz
Thomas Waitz

Vorstandsmitglied GBB Österreich + Steiermark

Europaabgeordneter

Biobauer, Imker und Forstwirt

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