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12.12.2025 News

Viel Aufregung um Pestizid-Daten: Wir klären auf!

Viel Aufregung um Pestizid-Daten

In den letzten Tagen gab es einiges an Berichterstattung zum Pestizid-Verbrauch in Österreich, und vermutlich haben auch viele von euch die Vorwürfe der Landwirtschaftskammer oder der Pestizidhersteller gehört, wir Grüne oder GLOBAL 2000 würden falsche Daten verbreiten, oder die biologischen Pflanzenschutzmittel (in der biologischen Landwirtschaft zugelassene Pflanzenschutzmittel) wären schuld am Anstieg. Wir wollen euch hier erklären, warum die Vorwürfe falsch sind und wie es zu den verschiedenen Zahlen kommt. Bitte klärt auch in eurem Umfeld darüber auf!

Welche Wirkstoffe wurden einbezogen?

Es wurde selbstverständlich nur mit den Wirkstoffen gerechnet, die auch tatsächlich am Feld ausgebracht werden. Wirkstoffe, die nur im Vorratsschutz eingesetzt werden, wie CO2, wurden aus der Berechnung ausgeklammert.

Das konnten auch alle wissen, seit GLOBAL 2000 letzten Freitag ihre Stellungnahme mit der genauen Darlegung der Berechnungsmethode veröffentlicht hat. Dass alle Stakeholder – bis hin zum Landwirtschaftsminister – weiterhin behaupten, das CO₂ sei eingerechnet, ist nach den mehrfach erfolgten Richtigstellungen eigentlich unfassbar.

Um welche Steigerungszahlen geht es?

Auf Basis der wirkstoffgenauen Verkaufszahlen, die das Landwirtschaftsministerium in der Beantwortung der parlamentarischen Anfrage von Olga Voglauer veröffentlicht hat, hat GLOBAL 2000 die damit behandelbare Fläche berechnet.

Das ist wichtig, weil die einzelnen Wirkstoffe sehr unterschiedliche Anwendungsmengen haben. Von vielen chemisch-synthetischen Wirkstoffen braucht es nur wenige Gramm pro Hektar, von biologischen Pflanzenschutzmitteln oft mehrere Kilogramm. Dadurch kann es sein, dass obwohl weniger Fläche weniger häufig behandelt wird, es dennoch bei den Kilogramm-Statistiken zu einer Steigerung kommt – oder auch umgekehrt. Die geringfügigen Mengen zahlreicher chemisch-synthetischer Pestizide verschwinden in der Mengenstatistik einfach.

Die Landwirtschaftskammer, das Landwirtschaftsministerium und die Pestizidlobby rechnen allesamt mit Kilogramm. Tatsächlich sind alle genannten Zahlen richtig – die relevante Frage ist einfach, ob eine Kilogramm-Statistik oder eine Statistik der behandelbaren Fläche aussagekräftiger ist, um das Ausmaß der Pestizidverwendung abzuschätzen. Und da sagt sogar die AGES in einer 2024 erschienenen Studie, dass die Fläche aussagekräftiger ist. Wieso die gesamte offizielle Landwirtschaftsvertretung einfach ignoriert, dass wir von Hektar und nicht von Kilogramm reden? Vielleicht, weil ihnen die Ergebnisse nicht passen…

Wie sich die Pestizidanwendung wirklich entwickelt

Diese Flächenstatistik konnte erstmals errechnet werden, weil zum allerersten Mal die Verkaufsmengen aller Pestizide wirkstoffgenau publiziert waren – aufgrund der Anfrage unserer Agrarsprecherin im Parlament, Olga Voglauer. Die Ergebnisse:

  • Die insgesamt behandelbare Fläche ist seit 2010 um 22% gestiegen
  • Die mit Substitutionskandidaten behandelte Fläche hat sich im selben Zeitraum verdoppelt (Ein Substitutionskandidat ist ein Pestizidwirkstoff, der von der EU als besonders bedenklich eingestuft wird.)
  • Die mit PFAS-Pestiziden behandelte Fläche hat sich sogar verdreifacht
  • Im Jahr 2024 hätten 7,5 Mio. Hektar behandelt werden können, d.h. jeder Hektar Ackerland oder Dauerkultur wäre im Schnitt 5 Mal mit Pestiziden behandelt worden

Und weil ja sofort von allen Seiten behauptet wurde, die Bio-Landwirtschaft würde den Anstieg verursachen, haben wir uns die Bedeutung der Wirkstoffe, die in der Bio-Landwirtschaft zugelassen sind, genauer angeschaut. Wichtig ist – diese Wirkstoffe werden natürlich auch in der konventionellen Landwirtschaft verwendet. Weil wir aber nicht wissen zu welchem Anteil, haben wir der Einfachheit halber alles Bio zugerechnet.

  • Die mit biologischen Pflanzenschutzmitteln behandelte Fläche macht nur 370.000 Hektar aus, das sind 5% der gesamten behandelbaren Fläche
  • Bio-Flächen (Ackerland und Dauerkulturen) würden im Schnitt 1,2 Mal pro Jahr mit Pestiziden behandelt, während auf konventionellen Flächen im Schnitt 6,6 Mal im Jahr Pestizide gespritzt werden

Dass die Bio-Landwirtschaft vom Minister und der Interessensvertretung als Ursache für den Anstieg der Pestizidverwendung dargestellt wird, ist eigentlich skandalös. Wir werden weiterhin klarstellen: Die Bio-Landwirtschaft ist ein Vorbild – und ihre Stärkung sorgt dafür, dass unsere Böden, Gewässer und Lebensmittel gesund bleiben!

Wie geht es jetzt weiter – und was kannst du tun?

Ihr seht also, die Lage ist wirklich besorgniserregend. Um Wege für eine deutliche Pestizidreduktion zu finden, braucht es zuallererst eine sachliche Debatte und eine solide Datengrundlage. Den ersten Schritt haben wir gemacht – aber eigentlich sehen wir das als eine Aufgabe des Landwirtschaftsministers. Und wir werden nicht lockerlassen, bis er diese Aufgabe auch wahrnimmt.

Wir kämpfen natürlich weiter – für mehr Transparenz über den Pestizideinsatz, etwa mit einer Anwendungs-Datenbank. Damit wir endlich genau wissen wo was in welcher Menge ausgebracht wird. Und für ein Verbot von PFAS-Pestiziden. Unser Obmann Andreas Lackner hat letzten Freitag eine parlamentarische Bürger:inneninitiative mit bereits über 1.000 Unterschriften im Parlament eingebracht. Die kannst du jetzt auch online unterstützen – je mehr Unterstützung wir dafür erhalten, umso mehr Gewicht bekommt die Forderung nach einem Verbot von Ewigkeitschemikalien auf unseren Äckern!

Martina Follner

Büroleitung & Kommunikation

 

Grüne Bäuerinnen & Bauern

Landgutstraße 17

4040 Linz

[email protected]
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