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03.06.2025 News

Die gra­sen­de Kuh ist gut für‘s Klima

Populäre Irrtümer gibt es viele. Z.B. „Mäuse lieben Käse“ oder „Spinat hat besonders viel Eisen“. Oder: „Kühe sind schuld an der Erderwärmung“.

Wie ist es wirklich?

Wiederkäuer rülpsen Methan – ein starkes Klimagas. Im Gegensatz zu CO2 baut es sich jedoch recht rasch wieder in der Atmosphäre ab. Als Halbwertszeit wird meistens um die 10 Jahre genannt.

Gleichgewicht

Das Methan, das von Wiederkäuern vor ein paar Jahrzehnten ausgestoßen wurde, ist also heute abgebaut. Und das Methan, das die heutigen Wiederkäuer rülpsen, ist in ein paar Jahrzehnten abgebaut. Gleichbleibende Wiederkäuer Bestände sind somit für einen stabilen Anteil an Methan verantwortlich – aber nicht an einer Erhöhung der Methankonzentration in der Atmosphäre!

Nur ein sprunghafter Anstieg an Wiederkäuern würde zu einem Anstieg von Methan in der Atmosphäre führen. Die weltweiten Rinderbestände sind heute niedriger als in den 1990er Jahren. Die Methankonzentration seit damals aber stark gestiegen.

Erdgeschichtlich gab es Phasen, in denen es noch mehr Wiederkäuer gab als heute. Zu keiner Zeit hat das zu einer Klimakrise geführt.

Woher also der Anstieg?

ie Methankonzentration in der Luft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark aber unregelmäßig erhöht. Die zeitliche Überschneidung deutet darauf hin, dass es zwei wichtige Gründe gibt:

1. Verluste in der Fossile-Energien-Industrie und
2. Raschere anaerobe Abbauprozesse durch die erhöhte Temperatur

Auch Satellitenaufnahmen, die Methan sichtbar machen, bestätigen, dass Methan hauptsächlich in Fäulnisgebieten wie

  • Schwemmland von Flüssen mit hoher Erosion im Einzugsgebiet
  • Nassreisanbau und
  • auftauende Permafrostböden
  • sowie beim Erdgas-, Öl- und Kohleabbau entweicht.

Was kann der Industrie besseres passieren, wenn statt ihr Wiederkäuer beschuldigt werden?

Kompensation

Die Kuh ist also nicht schuld, aber man könnte die Verschmutzung, die wo anders entstanden ist, durch eine Reduzierung von Wiederkäuerbeständen kompensieren. Aber Achtung – das ist zu kurz gedacht. Man verliert den ökologischen Nutzen.

Eine gut geführte Weide (kurze Weidezeit, lange Rastzeit) verbessert den Boden, Humus wird aufgebaut. Huminsäuren bestehen zu fast 60% aus Kohlenstoff. Somit bindet eine gesunde Weide CO2 und mildert dadurch die Erderwärmung.

It’s not the cow – it’s the how

Mäuse fressen Käse, falls sie nichts Besseres bekommen. Spinat enthält Eisen – aber nicht mehr als andere Gemüsesorten. Und Rinderhaltung kann sehr umweltschädlich sein. Im schlechtesten Fall wird Regenwald abgeholzt um Soja anzubauen, der auf einem anderen Kontinent verfüttert wird, dort durch Nährstoffüberschüsse Emissionen (Nitrat, Phosphat, Ammoniak, Lachgas, etc.) und eine Überproduktion verursacht, die dann wiederum auf einen dritten Kontinent exportiert werden muss, wo sie für die lokalen Bäuer:innen eine übermächtige Konkurrenz ist.

Wegen solcher Missstände die gesamte Tierhaltung in einen Topf zu werfen und insgesamt als einen der größten Umweltsünder darzustellen ist aber ein großer Fehler.

Der Mensch kann nur mit seinen Nutztieren – insbesondere den Wiederkäuern – die natürlichen Ökosysteme wieder herstellen. Dazu müssen sie so oft wie möglich raus aus den Ställen und gezielt weiden.

Möchte noch jemand tiefer in die Materie eintauchen?

  • Das vielfältige Mikrobiom einer Weide enthält auch methanophile Bakterien. Wenn Rinder weiden, wird ein Teil des Methans direkt vor Ort weiterverarbeitet.
  • In der Atmosphäre baut sich Methan hauptsächlich durch die Reaktion mit dem Hydroxyl Radikal ab. Dieses entsteht bei einstrahlendem Sonnenlicht aus Ozon, Wasserdampf und Lipiden, die von Pflanzen in die Luft abgegeben werden. Der Klimaforscher Walter Jehne aus Australien behauptet sogar, dass eine gesunde Weide auf diese Art mehr zum Methan-Abbau beiträgt, als die darauf weidenden Rinder erzeugen.
  • In der Universität Heidelberg wurden kürzlich folgende Forschungsergebnisse veröffentlicht: Alles Leben (Mensch, Tier, Pilz, Bakterien, etc.) produziert während einer Krankheit Methan. Da liegt wohl auch ein Teil der Lösung – je gesünder wir uns, unsere Tiere, unsere Umwelt halten, desto weniger Methan entsteht.
Reinhard Stückler
Reinhard Stückler

Obmann Stellvertreter GBB Österreich

Obmann GBB Kärnten

Bio-Milchviehbauer

[email protected]
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