Alles anders in der neuen GAP
Die Verhandlungen zur neuen GAP stehen vor der Tür aber diesmal unter ganz neuen Vorzeichen. Die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen möchte das Finanzgebaren der EU ändern und könnte dazu möglicherweise die zwei größten EU-Fördertöpfe, nämlich die Gemeinsame Agrarpolitik und den Kohäsionsfonds zur Förderung der regionalen Entwicklung zusammenlegen.
Was diese Maßnahme wohl vor allem bringen könnte, ist eine Kürzung der Gelder der GAP. Um das zu verhindern, müssen wir in den Verhandlungen um die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik einen Bund mit dem Umwelt- und Klimaschutz eingehen und endlich auf nachhaltige Fördersysteme umsteigen.
Die europäische Landwirtschaft, unsere Bäuerinnen und Bauern, leisten noch viel mehr als die Produktion gesunder Lebensmittel für die europäischen Bürger:innen. Sie machen unsere Böden resilient gegenüber Trockenheit und zunehmenden Starkregen, schaffen und erhalten Flächen für eine reichhaltige Biodiversität, binden CO2 im Boden und vieles mehr.
Diese Leistungen helfen nicht nur den Landwirt:innen beim Erhalt ihrer Produktionsgrundlage sondern allen Menschen in Europa.
Es wird Zeit, dass europäischen Agrarpolitiker:innen lernen, was Bäuerinnen und Bauern schon seit Jahrhunderten wissen: Man soll nur das fördern, was auch eine Chance hat, geerntet zu werden.
Nur eine GAP, die Klimaresilienz und Enkeltauglichkeit in den Fokus stellt, kann eine gute Zukunft für unsere Bäuerinnen und Bauern und den ländlichen Raum in Europa garantieren.
Unsere konkreten Forderungen für die neue GAP:
1. GAP kappen
Um besonders für kleinere Bäuer:innen attraktiv zu sein, fordern wir eine Begrenzung der Hektarzahlungen auf 60.000 € pro Betrieb mit einer Verteilung der übrigen Gelder hin zu Junglandwirt:innen, Umweltmaßnahmen etc. und einer langfristigen Umstellung auf GAP-Zahlungen auf Grundlage der Anzahl der Arbeitsplätze, die ein Betrieb bereitstellt.
2. Faire Märkte für Landwirte
Bäuer:innen haben das Recht auf ein faires Einkommen und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben. Durch Direkt- und Regionalvermarktung, sichere Verträge, rechtliche Garantien und eine stabile Nachfrage, v.a. über den Hebel des öffentlichen Beschaffungswesens stärken wir die Verhandlungsbasis besonders kleiner Landwirt:innen und garantieren ein regelmäßiges Einkommen, auf das sie sich verlassen können.
3. Bio-Goldstandard und ambitionierte Agrarökologie
Wir wollen die Umstellung auf Bio beschleunigen! Die EU muss ihr Ziel erreichen, 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030 auf ökologischen Landbau umzustellen. Jeder Betrieb, der sich verpflichtet, enger mit der Natur zusammenzuarbeiten (z. B. durch nicht-chemisch-synthethische Schädlingsbekämpfung), zählt. Biobetriebe sollten eine bevorzugte finanzielle Unterstützung und unabhängige Beratung erhalten.
4. Landwirtschaft, die Böden und Gewässer schützt
Boden und Wasser sind die Grundlagen für Ernährung und Landwirtschaft. Durch einen gezielten Humusaufbau, den Anbau von klimaangepassten Pflanzen, Hecken, Bäumen und Agroforstwirtschaft können wir den Bedarf an Bewässerung verringern und die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern, erhöhen.
5. Futter- und Proteinsouveränität
Die Verringerung unserer Abhängigkeit von importiertem Soja und anderen Eiweißquellen stärkt unser eigenes landwirtschaftliches System, verhindert die Abholzung der Regenwälder und verbessert die Bodengesundheit. Wenn wir Leguminosen bei uns anbauen verringert sich dadurchaußerdem unsere Abhängigkeit von autokratischen Regimen, die von unseren Importen profitieren.
6. Tierschutz verwirklichen
Nutztiere sollten ohne grausame Praktiken wie Käfighaltung aufgezogen werden. Die Schlachtung muss mit Respekt erfolgen, und die Transportbedingungen müssen verbessert werden. Die GAP sollte ein spezielles Budget zur Unterstützung besserer Tierschutzstandards bereitstellen. Dazu gehört der Wiederaufbau von Schlachthöfen in ländlichen Gebieten und Weideschlachtung, um kürzere Transportzeiten zu ermöglichen und die lokale Verarbeitung und Wertschöpfung zu unterstützen.