Saubere Energie für Tirol?
Tirols Wasserableitungen aus seinen Tälern
Ein Megaprojekt sorgt derzeit für Aufregung bei Tirols Umweltschützer:innen: 6 ha des 2.300m hoch gelegenen, aus seltenen Moorfeuchtgebietskomplexen bestehenden Platzertals im Tiroler Kaunertal, soll geflutet und aufgestaut werden. Die Staumauer dazu soll gigantische 120m hoch sein, das Volumen 42 Mio. Kubikmeter betragen und das Wasser dazu kommt aus den letzten unberührten Gletscherbächen der Ostalpen: der Venter und Gurgler Ache aus dem benachbarten Ötztal. Der Stollen durch die Berge misst 23km, das Wasser wird in den bereits bestehenden Gepatschstausee geleitet.
Pumpspeicherkraftwerke als Asset der Alpen
Gepatschstausee und geflutetes Platzertal ergeben in Kombination ein Pumpspeicherkraftwerk, das in erster Linie dazu dient, mehr Energie durch erhöhtes Wasseraufkommen zu produzieren und Energie für Ausgleichszwecke zur Netzstabilität zu speichern. Die Tücken der erneuerbaren Energien sind bekannt: sie produzieren nicht gleichmäßig über den Jahres- oder gar Tagesverlauf. Der Ausgleich zur stabilen Energieversorgung läuft derzeit noch hauptsächlich über die fossilen Gas-/Kohle-/ Ölkraftwerke.
Energiestrategie Tirol 2050
Zentrale Elemente sind einerseits 50% Einsparung und 30% mehr an Erneuerbaren – Wind/Sonne/Biomasse und Wasserkraft, die mit 46% den größten Anteil in der Strategie hat (2019 waren es 24%). Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es ein sehr großes Wasserkraftwerk, womit sich die Ausmaße im Platzertal erklären lassen. Dieses soll in Folge 886 GWh/Jahr erbringen, das wären 30% Leistungssteigerung beim landeseigenen Stromversorger TIWAG.
Naturschutz versus
Energiewende
Das Ötztal ist bereits jetzt ein sehr trockenes Tal, Venter und Gurgler Ache würden bis zu 80% ihres Wassers verlieren – mit Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung des Tales, von der Landwirtschaft hin bis zum Tourismus. Zudem schmelzen die Gletscher und es wird in Zukunft vielleicht weit weniger Wasser die Bäche des Ötztals hinunterrinnen. Moore sind wertvolle Kohlenstoffspeicher, 6 ha zu zerstören erscheint viel, aber der Energiegewinn aus diesem Kraftwerk wäre immens.
Es sind schwierige Entscheidungen in schwierigen Zeiten zu treffen.
Wasser, unser Gold der Zukunft.