Kleinstrukturierte Landwirtschaft über Industrie-Profite
Das Mercosur-Abkommen ist wieder in aller Munde und soll, wenn es nach der Kommission und der spanischen Ratspräsidentschaft geht, bald abgeschlossen werden – zum Schaden für unsere Umwelt und die Landwirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks.
Das Abkommen in seiner jetzigen Form würde massive Mehrimporte von landwirtschaftlichen Erzeugnissen in die EU bedeuten. Besonders Soja und Rindfleisch würden vermehrt in die EU importiert werden und damit den ohnehin schon hohen Preisdruck auf die heimische Landwirtschaft weiter verschärfen. 99.000 Tonnen Rindfleisch sollen jährlich in die EU importiert werden. Dabei muss beachtet werden, dass dieser Import beinahe ausschließlich Edelteile betrifft. Während also die Menge im Vergleich zur Europäischen Fleischproduktion nicht allzu hoch wirkt, bedeutet das Abkommen für Rinderbäuerinnen und -bauern in Europa vermehrte Konkurrenz gerade bei jenen Produkten, die den Großteil ihres Gewinns ausmachen.
Besonders unfair wird diese Konkurrenz dadurch, dass die hohen europäischen Umwelt-, Tier- und Gesundheitsstandards für Exportprodukte nicht gelten. Pestizide, die in Europa verboten sind, werden in den MERCOSUR-Staaten weiterhin zum Einsatz kommen, die Menschen und Böden vor Ort verpesten und dann ungekennzeichnet in unserer Nahrung landen.
Schon jetzt brennen große Teile des Amazonas-Regenwaldes, um Flächen zum Gensoja-Anbau und zur Rindfleischproduktion zu schaffen. Dabei geht es aber auch in den MERCOSUR-Staaten selbst keineswegs um die kleine und mittelständische Landwirtschaft, sondern um gigantische Agrarindustriebetriebe. Für die einseitigen Profitinteressen der europäischen Industrie sowie einiger weniger südamerikanischer Landbarone nehmen wir Umweltverschmutzung, Abholzung, Bodenverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen gegenüber den indigenen Gruppen und den Verlust der kleinstrukturierten Landwirtschaft auf beiden Seiten in Kauf.
So kann das Abkommen nicht ratifiziert werden. Der Amazonas-Regenwald muss geschützt, EU-Standards für Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz eingehalten und Verstöße sanktioniert werden. Wir können einseitige Gewinne nicht vor das Wohl der Allgemeinheit stellen. Ein gutes Leben für alle ist wichtiger, als Profite weniger ohnehin schon Reicher.