EU-Saatgutrecht
Vielfalt darf nicht weiter zurückgestutzt werden
Kommissionsvorschlag für neues Saatgutrecht erschwert den Erhalt alter Sorten und schränkt bäuerliche Rechte ein.
Seit Jahrzehnten gibt es mehrere EU-weite Saatgutrichtlinien, die in jedem Mitgliedsstaat anders umgesetzt werden. Diese Richtlinien machen den Markt schwer zugänglich und spielen großen Konzernen in die Hände. Bei der Zulassung einer neuen Sorte wird hauptsächlich auf Ertrag und Produktivität geachtet, Vielfalt fällt durch den Rost. Jetzt hat die Kommission eine Überarbeitung vorgeschlagen, die jedoch genau in die falsche Richtung geht.
Schluss mit lokalem Saatguttausch?
In Zukunft sollen Bäuerinnen und Bauern gar kein selbstgezüchtetes Saatgut mehr verkaufen dürfen. Ihr Recht Saatgut zu ernten, zu tauschen und zu erhalten wird stark eingeschränkt. Das macht es nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch Hobbygärtner:innen und NGOs schwerer, lokale Vielfalt zu schützen. Leichter haben es dagegen Großkonzerne: Mit Monsanto-Bayer, Corteva, ChemChina und BASF kontrollieren schon jetzt vier Unternehmen mehr als 50% des globalen Saatgutmarktes. Der Vorschlag der Kommission treibt diese Monopolisierung des Marktes weiter voran.
Nicht zukunftsfit
Das erhöht nicht nur die Abhängigkeit der Landwirtschaft von patentiertem, konventionellem Saatgut, sondern hat langfristig fatale Auswirkungen auf die Resilienz. Die Folgen der Klimakrise betreffen die Landwirtschaft zuerst, deshalb dürfen wir jetzt nicht alles auf eine Karte setzen. Eine robuste, lokal angepasste Landsorte kann den Veränderungen möglicherweise besser standhalten als uniformes, konventionelles Saatgut, das nur mit Pestiziden und Kunstdünger aufgeht. Wir brauchen jetzt ein zukunftsfähiges EU-Saatgutrecht. Der Vorschlag der Kommission wird dem nicht gerecht.
Forderungen für das EU-Saatgutrecht:
- Die Weitergabe von Saatgut zum Erhalt lokaler Vielfalt muss möglich sein: Keine Hürden für Bäuerinnen und Bauern, Hobbygärtner:innen und NGOs!
- Die Saatgut-Zulassung muss angepasst werden: Uniformität und Produktivität dürfen nicht die Hauptkriterien sein.
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Mehr dazu in einer Studie, die Arche Noah gemeinsam mit den Mitgliedern des europäischen Parlaments Martin Häusling und Sarah Wiener veröffentlicht hat: Download Now!