Das eigene Süppchen
Seltsame Zeiten erleben wir gerade. Überall fliegen die Heugabeln und die Nasen sind so hoch, dass man drunter durchmarschieren könnte – so auch dann, wenn’s um das EU-Lieferkettengesetz geht. Ein Gesetz für mehr Umwelt- und Klimaschutz und gegen Ausbeutung und Lohndumping.
Ein Gesetz, das uns österreichischen Bäuerinnen und Bauern den Wettbewerbs-Oskar in die Hand drückt! Also ganz zur Freude der sogenannten „Bauernpartei“ ÖVP?
Deren Logik bisher: Größer ist besser, mehr ist mega, und wer die meisten Hektar hat, kriegt den Jackpot. Warum also nicht gleich einen Mega-Agrarkonzern aus dem Hut zaubern? In der Welt der Benkos, der Bernhubers und Moosbruggers wird die Kohle so lange hin und her geschoben, bis keiner mehr weiß, wo sie eigentlich herkommt – Hauptsache, ausgelagert in Länder, wo man von Standards für Soziales, Umwelt und Tierwohl nur träumt: Kinder schuften bis zum Umfallen, Landarbeiter:innen duschen in Pestiziden, und die Tiere? Leben in der Massenproduktionshölle, wo Antibiotika und Zuckerwasser der Muttermilchersatz sind.
Und wir sollen mit diesem Schmu preislich Schritt halten? Das ist völlig sinnbefreit! Wenn das EU-Lieferkettengesetz aber zuschlägt und die Großkonzerne für jeden Fehltritt zahlen müssen, dann wird’s plötzlich teuer quer durch die Welt zu schachern. Und zack – unsere Qualität rockt dann den Markt. Österreich for the win!
Aber Moment mal! Unser Wirtschaftsminister, der zuerst groß am EU-Verhandlungstisch dabei saß, zieht plötzlich nicht mehr mit. Liegt’s daran, dass die Konzerne ihm das so geflüstert haben? Oder koch(er)t hier etwa jemand sein ganz eigenes Süppchen?